Meine Nachtschicht bei Hettich

Wenn andere Leute am Sonntagabend den Tatort schauen oder ins Bett gehen, ziehen sich die Kolleg:innen der Nachtschicht der Montage 6 bei Hettich ihre Arbeitskleidung an und legen los. Die Hettich Unternehmensgruppe gehört zu den weltweit führenden Herstellern von Möbelbeschlägen und ist einer der größten Arbeitgeber in unserer Region. Als Abgeordneter versuche ich – so oft wie es geht – Unternehmen und Einrichtungen in meinen Wahlkreis zu besuchen und immer im direkten Austausch mit unserer Wirtschaft zu sein. Dazu gehören Gespräche mit den Unternehmensleitungen, den Betriebsräten und natürlich mit den Beschäftigten. Am meisten darüber, was die Unternehmen und die Mitarbeiter:innen bewegt, nehme ich aber mit, wenn ich nicht nur zum Reden komme, sondern selbst mit anpacke. Deshalb bin ich dankbar, die Gelegenheit bekommen zu haben, eine komplette Nachtschicht bei Hettich in der Produktion mitzuarbeiten. Los ging’s um 22 Uhr. Begrüßt wurde ich von Personalleiter Per Klückmann und Teamleiter Uli Schäpsmeier. Erste Überraschung: Bei Hettich duzen sich alle – vom Azubi, über den Produktionsleiter, bis zum Geschäftsführer. Finde ich richtig gut. Das überwindet Hürden und verbindet – als Sozi kenne ich das. Nächste Station – Einkleiden: Arbeitshose und -handschuhe, T-Shirt und Sicherheitsschuhe. In der Produktion ist es laut, deshalb gehört auch ein Gehörschutz zur Ausrüstung dazu. Nach einer Sicherheitsunterweisung durch Daniel hatte ich die Gelegenheit, mich allen Mitarbeiter:innen vorzustellen. In der Montage 6 am Stammwerk in Kirchlengern werden Auszüge für Möbel hergestellt. Hochwertige Produkte, höchste Qualitätsansprüche – Made in OWL. Und wie in fast allen produzierenden Unternehmen ist der Grad der Automatisierung in den letzten Jahren stark gestiegen. Maschinen und Roboter, viel Elektronik, viele Bildschirme und gut ausgebildete Mitarbeiter:innen, die die Produktion am Laufen halten, Material auffüllen, Maschinen warten und die Qualität der Produkte ständig überwachen. Viele tausend Teile werden hier pro Schicht gefertigt, deshalb muss jeder Handgriff sitzen.

Einige der Produktionsprozesse sind stärker automatisiert als andere. Bei der Materialzuführung, vor allem aber bei der Qualitätskontrolle kann man sich auf Maschinen allein nicht verlassen. Hier ist das menschliche Auge zur Oberflächenkontrolle oder das Handgefühl beim Ein- und Ausziehen der Schienen besser als jede Maschine. Noch, denn auch hier geht die technische Entwicklung rasant voran.

Ich habe vor allem dabei geholfen, dass der Materialzufluss reibungslos klappt. Das heißt: Teile nachfüllen, leere Kisten entsorgen, neue Paletten mit Material ranholen. Dabei habe ich schnell gemerkt, wie wichtig gute Arbeitshandschuhe sind, denn die Teile aus der Vorfertigung haben teilweile noch scharfe Kanten, an denen man sich leicht verletzen kann.

Die Präzision und Geschwindigkeit, mit der die Kolleg:innen in der Qualitätskontrolle arbeiten, hat mich nachhaltig beeindruckt. Aber das hat einen Grund: Das Unternehmen will höchsten Ansprüchen genügen und die Kunden erwarten ein einwandfreies Produkt. Selbst Teile, die ich als Laie als fehlerfrei erachtet habe, wurden aussortiert, weil die Kugel eines Lagers nicht ganz sauber lief oder ein kleiner Kratzer an die Oberfläche zu sehen war. Und das wohlgemerkt bei Produkten, die innen in Schränken verbaut werden und in der Regel nicht sichtbar sind für die Endkunden.

Gegen 02:00 Uhr nachts habe ich gemerkt, dass ich dringend einen Kaffee brauche, weil ich müde wurde. Kein Wunder: Mein Schlafrhythmus läuft nicht synchron zur Nachtschicht hier. Die Kolleg:innen aus dem Team erklären, dass sie auch immer ein paar Tagen brauchen, um sich daran zu gewöhnen, wenn sie aus der Spät- oder Frühschicht kommen. Der Wechsel erfolgt alle 14 Tage.

Als meine Nachschicht um 06.00 Uhr morgens endet, bin ich einfach nur platt und dankbar für diese Erfahrung. Danke an das Unternehmen Hettich für die Gelegenheit und die spannenden Einblicke. Der größte Dank geht aber an Per, İlhan, Irina, Uli, Daniel, Manuela, Ali und alle anderen vom Team der Montage 6, die auch morgens um fünf noch geduldig meine Fragen beantwortet haben. Es war nicht meine erste Nachschicht und ganz sicher auch nicht die letzte!